© Monika Weiner

Momos statt Kaiserschmarren

Überschreitung der 7 tuXer summits

18.07.2025

Seit Wochen ist die Wetterlage labil. Gelingt uns trotzdem die Überschreitung der 7 tuXer summits ohne Regen und vor allem ohne Gewitter? Auf der Webseite des österreichischen Alpenvereins wird von der Tour über die sieben Gipfel zwischen Lizumer Hütte und Glungenzer Hütte bei schlechter Sicht und Nässe wegen Absturzgefahr abgeraten. Was die Planung zusätzlich erschwert: Die Gehzeit lässt sich nur schwer prognostizieren – je nach Wander-App liegt sie zwischen sieben bis zwölf Stunden.

Wir wollen es trotzdem versuchen. Wir, das sind Tourenführer Ulli Brennenstuhl sowie die Teilnehmer Klaas, Jan, Valentin und Monika. Start ist Freitagmittag am Holzkirchner Bahnhof in München. Überraschend pünktlich erreichen wir Kufstein und Schwaz. Von dort geht es weiter mit der S-Bahn nach Fritzens-Wattens, in einem Großraumtaxi hinauf zum Lager Walchen und dann noch zwei Stunden zu Fuß auf die Lizumer Hütte. Ob es dort wohl Kaiserschmarren gibt? Die Frage beschäftigt die Gruppe während des gesamten Aufstiegs.

Der Empfang auf der Hütte ist herzlich, aber es ist zu spät für Kaiserschmarren. Gleich gibt es Abendessen: Rindsbraten von Tiroler Rindviechern, wahlweise Dal Bhat – Linsengericht mit Gemüse und Reis – zubereitet vom nepalesischen Koch. Das Thema Kaiserschmarren wird vertagt auf den nächsten Tag.

Für den Samstag prognostiziert der Wetterbericht erhöhte Unwetterwahrscheinlichkeit ab 14.00 Uhr. Bei einer Tourenlänge von mindestens 7 Stunden heißt das: früh aufstehen. Um kurz nach 7 Uhr brechen wir auf. Vor uns liegen 1300 Höhenmeter und 15 Kilometer Wegstrecke. Die erste Hälfte der Tour führt auf einer Staubstrasse durch militärisches Sperrgebiet. Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir gut voran, Föhnwolken am Himmel machen uns Hoffnung, dass das prognostizierte Gewitter noch nicht zu bald aufzieht. Gegen Mittag wird uns klar, warum die Zeitangaben in den Wander-Apps so unterschiedlich sind: Der Weg über den Grat ist zwar markiert, führt aber über mehr oder weniger große Felsbrocken, Gehen wird hier zum Balanceakt. Ungeübte kommen daher nur langsam voran.

Wir überschreiten bei bester Sicht die Mölser Sonnenspitze (2489). Danach geht es weiter über die Grafmartspitze (2.720m), Grünbergspitze (2.790m), Kreuzspitze (2.746m), Gamslahnerspitze (2.681m). Um drei Uhr nachmittags erreichen wir den Glungezer (2.677m). Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung zur Glungenzer Hütte, um die nepalesische Gebetsfahren im Wind flattern, sowie zur Sonnenspitze (2639) – unserem letzten Gipfel für heute.

Angekommen auf der Glungenzer Hütte lautet die erste Frage, ob es Kaiserschmarren gibt. Die ernüchternde Antwort lautet: leider nein. Ein nepalesischer Hüttenwirt betreibt die Hütte mit seinem Team und hat Hühnchen- beziehungsweise Gemüsecurry zubereitet. Wir lassen es uns schmecken, während sich der Himmel draußen verfinstert. Um sieben Uhr Abends erreicht uns die Gewitterfront.  

Am Sonntag starten wir bei Sonne aber eisigem Wind den Abstieg ins Inntal. Auf dem Weg liegen noch zwei Gipfel, Viggarspitze und Patscherkofel. Von dort geht es weiter zur   Lanseralm. Ob es hier endlich den ersehnten Kaiserschmarren gibt? Wir werden freundlich begrüßt von einem Nepali, der zwar keinen Kaiserschmarren auf der Karte hat, aber Curry und hervorragende Momos serviert - gedämpfte nepalesische Teigtaschen mit Gemüse oder Fleischfüllung. Das kulinarische Angebot geht zurück auf das Sherpaprojekt der Nepalhilfe Tirol. Seit 17 Jahren ermöglicht dieses Projekt Sherpas aus Nepal Aufenthalte auf Berghütten. Die Idee: Nepali können Erfahrungen im Tourismus sammeln, die ihnen später in ihrer Heimat nutzen. Mittlerweile profitieren von der nepalesischen Kochkunst und Gastfreundschaft auch die Tiroler Hütten.

Mit jedem Meter Abstieg wird es wärmer und schwüler. Am Innsbrucker Bahnhof angekommen hat keiner mehr Lust auf Kaiserschmarren: Alle wollen jetzt lieber ein Eis! Dann nichts wie rein in den Zug und zurück nach München.

Monika Weiner