© Mareike Bojer

Gewehrsalven zur Begrüßung

Durchquerung der Tuxer Alpen

01.02.2024

Bereits die Tourenvorbereitung war fürsorglich: ein pdf klärte uns vorab über alles auf vom Routenverlauf (inklusive gpx-Tracks) bis zu den Zahlungsmodalitäten auf den Hütten. Es folgte die Koordination der Gewichtsoptimierung: „Am besten kommt ihr direkt in Skitourenschuhen zum Zug“, und „wer bringt einen weiteren Zwei-Mann Biwaksack mit?“ (Zu dessen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wir noch einiges lernen würden, aber immer der Reihe nach).  

Am ersten Februar starteten wir dann in Navis nach einer Sonderfahrt direkt an der Rodelbahn bei wenig Sicht, Regen, aber bester Laune. Kaum über's Klammjoch hinweg begrüßte uns ein internationales militärisches Großaufgebot: Etwa 500 Soldaten aus Österreich, den Niederlanden, Belgien und Deutschland waren um unser Ziel, die Lizumer Hütte, verteilt. Scharfschuss Salven sorgten für angemessene musikalische Untermalung dieses bizarren Anblicks. Hier zahlte sich die gründliche Vorbereitung wortwörtlich aus - wären wir, wie üblich, direkt über den Geier gekommen, hätten wir pro Person 300 Euro Strafe geblecht, also im besten Fall.

Am nächsten Tag ging es gut gestärkt weiter über die Torspitze zum Horbajoch. Oben angekommen, pfiff uns der Wind mit etwa 70 km/h Schnee um die Ohren, und von der Traum-Abfahrt zur Weidener Hütte war schlichtweg keine Spur zu sehen. Zeno Göschl wies den schlotternden Teil der Gruppe in die Verwendung der Zweimann-Biwacksäcke ein, während sich der Rest hinter einer Schneemauer verschanzte und die Zwangspause für ein Schneeprofil nutzte, bis die Wetterfront eine gefühlte Stunde später tatsächlich aufzog.  Der nächste Tag entschädigte uns dann mit neun Stunden strahlenden Sonnenschein und einem „Einse“’. Wir nutzten den prächtigen Skitourentag für die Überschreitung des Rastkogels über das Nafingköpfel. Dank dieser Routenwahl konnten wir die Landschaft bis kurz unterm beliebten Aussichtsberg quasi alleine genießen. Nach der Traumabfahrt vom Gipfel trennten uns vom Tagesziel dann noch ein paar Meter Brucharsch, sich unvermittelt bewegender Gleitschnee und circa 300 Höhenmeter Gegenanstieg. So erreichten wir nach 1600 Höhenmetern pünktlich zum Postkarten-reifen Sonnenuntergang die Rastkogelhütte.  

Am letzten Tag gab es noch ein Spitzkehrentraining hoch zum Rotkopf - mit „Bahnhof, Scheibenwischer und Kick“. Während der ganzen Durchquerung ließ Zeno es sich übrigens nicht nehmen, in komfortflachen Spitzkehren zu Spuren, wo es noch was zu Spuren gab. Die letze Abfahrt brachte uns dann zum Skibus in Hochfügen. Bis zur nächsten sinnvollen Verbindung zurück nach München ließen wir die Tuxerdurchquerung beim Konditor ausklingen.

Mareike Bojer