© Dominik Gelsheimer

Einmal über den Wolken

Viertägige Durchquerung des Steinernen Meeres

31.07.2025

Nach öffentlicher Anreise mit Zug und Bus sind wir - Camilla, Chris, Jan, Julian, Klaas, Matthias, Max, Vroni und ich - zusammen mit unseren Führern Domi und Ulli mittags am Königssee angekommen. Die Wartezeit bis zum Start unseres Schiffes überbrückten wir mit Kaffee & Eis. Die Fahrt über den Königssee mit deutscher und chinesischer Ansprache war recht unterhaltsam, und an der Echowand überraschte uns der Bootsführer mit einer Melodie auf seinem Flügelhorn - so imposant hatte ich mir das Echo nicht vorgestellt.  

An der Haltestelle Saletalm starteten wir dann um 13 Uhr zusammen mit vielen Tagesausflüglern Richtung Obersee. Das noch gute Wetter nutzen Ulli und ich an der Fischunkelalm für einen kurzen Badestopp. Einfach herrlich und gar nicht kalt!  

Kurz danach fing es an zu regnen. Im steilen Aufstieg entlang des tosenden Wasserfalls gewann man schnell an Höhe und hatte immer wieder schöne Ausblicke. Über den Rothsteig gings dann gegen 17 Uhr zur urigen Wasseralm (1.422 m / 865 hm / 4 Std.).

Das kleine Hüttenteam bewirtete uns abends mit einem schmackhaften Eintopf mit viel frischem Gemüse mit / ohne Würstchen. Wir waren froh, dass wir alle in der Hütte Platz zum Essen fanden, denn draußen hatte es sich mittlerweile eingeregnet.

Domi’s Regenschirm leistete uns gute Dienste, denn so war es möglich, trockenen Fußes zwischen den Räumlichkeiten hin und her zu laufen. Den Abend ließen einige von uns mit dem Spiel „Tempel des Schreckens“ ausklingen.

Anderntags wanderten wir gut gestärkt mit Müsli und viel frischem Obst um 8 Uhr über die Blaue Lache (1.816 m) zum Steinhütterl (1.955 m). Es gab mehrere An-/Ausziehpausen, da es immer wieder nieselte. Unterwegs im Hochkarstplateau - genau so stelle ich mir eine Mondlandschaft vor - trafen wir keine Menschenseele. An der Hochbrunnsulzen (2.358 m) hatte es sich eingeregnet, sodass wir gleich weiter zur Buchauer Scharte (2.260 m) zogen. Niemand hatte große Lust bei diesen Verhältnissen den Grat zur Schönfeldspitze, dem zweithöchsten Berg des Steinernen Meeres, zu besteigen. Wir steuerten daher gleich das neu renovierte Riemannhaus (2.177 m / 1000 hm / 8 Std.) an. Julian stattete noch schnell vor dem Abendessen dem Sommerstein einen Besuch ab.

Nach einem feinen 3-Gänge-Menü mit Zucchinisuppe, Schnitzel mit Kartoffelsalat oder Spinatknödeln, Tomatensuppe und Crème brûlée inspizierten wir den Wetterbericht noch mal genauer. Domi entdeckte für den Folgetag ein kurzes Zeitfenster von wenigen Stunden, das geeignet schien für die Besteigung der Schönfeldspitze. Dies war jedoch verbunden mit einem sehr frühen Start. Max, Jan und ich wollten es etwas ruhiger angehen, wir entschieden uns gleich fürs Ausschlafen. Den Abend ließen wir mit dem Spiel „Nimm sechs“ ausklingen.

Am dritten Tag zogen unsere Gipfelaspiranten, Camilla, Chris, Domi, Julian, Klaas, Matthias, Ulli und Vroni, noch vor Tagesanbruch los - ohne Frühstück, jedoch mit Lunchpaketen ausgerüstet. Kurz nach Sonnenaufgang erreichten sie die Schönfeldspitze (2.653 m) mit dem kunstvollen Gipfelkreuz: Pietà-Darstellung von Maria, die ihren toten Sohn Jesus in den Armen hält.

Max, Jan und ich hingegen genossen erst einmal das reichhaltige Frühstück. Max hatte sich das Breithorn (2.504 m) vorgenommen, Jan und ich wollten auf den Sommerstein (2.308 m). Trotz der viel geringeren Höhe hatten wir einen imposanten Ausblick über den Wolken, die noch im Tal hingen. Danach liefen wir drei gemeinsam, begleitet von vielen Regenschauern, über den Eichstätter Weg zum Ingolstädter Haus (2.119 m), wo wir gegen Mittag, und kurz vor dem Dauerregen, ankamen.

Der Rest der Gruppe war gegen 10 Uhr wieder im Riemannhaus und gönnte sich erst einmal eine wohlverdiente Pause mit Kaspreßknödeln auf Salat und hervorragendem Kaiserschmarrn. Anschließend stießen sie triefend nass gegen 14.30 Uhr im Ingolstädter Haus zu uns. Wir drei waren stolz, dass alle erfolgreich den anspruchsvollen Gipfel gemeistert hatten.

Der Hüttenwirt hatte für uns ein schönes großzügiges 16er-Lager vorgesehen, der Platz war dringend nötig, denn der Trockenraum war mehr als voll.  

Nachmittags gab‘s eine Auswahl aus den Spielen „Poison, Nimm sechs und Wizard“.

Das à la carte Essen war fein, jedoch konnte der Kaiserschmarrn nicht ganz mit dem vom Riemann Haus mithalten.  

Domi und Ulli checkten am Abend ein weiteres Mal die Wettervorhersage. Gefühlt wurde das Wetter jeden Tag schlechter, was aber nichts an der guten Stimmung in der Gruppe änderte.

Am letzten Tag frühstückten wir gemütlich. Der Slogan auf der Rechnung, Ingolstädter Haus „The good view“ passte nicht recht - die Sicht betrug an diesem Tag maximal 10 Meter und außer Nebel und Regen war nichts zu sehen.

Es half aber nichts, wir mussten los. Gegen 9 Uhr machten wir und auf den Weg über das Hundstodgatterl (2.188 m), dort begrüßten uns die ersten Graupelschauer des Sommers. Domi boosterte uns unterwegs immer wieder mit kleinen Gummibär-Päckchen. Auf dem Weiterweg zur Trischübelalm (verfallen) begegnete uns eine kleine Herde Gämsen, die so gar nicht scheu waren. Am Abzweig ins Tal hätte sich noch die Besteigung der Hirschwiese (2.144 m) angeboten, angesichts des Wetters hatte jedoch niemand große Ambitionen, sodass wir gleich über die Sigeretplatte Richtung Tal abstiegen. Unterwegs ergab sich so manches Mal ein Blick auf die in Wolken gehüllte Watzmanngruppe. Gegen 11.30 Uhr beruhigte sich das Wetter und es wurde langsam wärmer. Am Obersee gelang es noch, ein Foto mit der ganzen Gruppe zu machen (350 hm / Abstieg 1.760 hm / 6 Std.).  

Während der öffentlichen Rückfahrt war es gar nicht so leicht, noch etwas Proviant zu besorgen. In Freilassung am Bahnhof gab es Gott sei Dank einen kleinen Dönerladen. Im Zug haben wir noch ein letztes Mal „Poison“ gespielt. Jan, der immer genau wusste, welche Karten schon gelegt worden waren, war nicht zu schlagen.

Trotz Schiff, Bus und Zug kamen wir mit nur 30 Minuten Verspätung in München an. Schön war’s: Das durchwachsene Wetter war Nebensache, denn der Weg war das Ziel. Gerne wieder!

Jutta Seyfried