Am dritten Tag zogen unsere Gipfelaspiranten, Camilla, Chris, Domi, Julian, Klaas, Matthias, Ulli und Vroni, noch vor Tagesanbruch los - ohne Frühstück, jedoch mit Lunchpaketen ausgerüstet. Kurz nach Sonnenaufgang erreichten sie die Schönfeldspitze (2.653 m) mit dem kunstvollen Gipfelkreuz: Pietà-Darstellung von Maria, die ihren toten Sohn Jesus in den Armen hält.
Max, Jan und ich hingegen genossen erst einmal das reichhaltige Frühstück. Max hatte sich das Breithorn (2.504 m) vorgenommen, Jan und ich wollten auf den Sommerstein (2.308 m). Trotz der viel geringeren Höhe hatten wir einen imposanten Ausblick über den Wolken, die noch im Tal hingen. Danach liefen wir drei gemeinsam, begleitet von vielen Regenschauern, über den Eichstätter Weg zum Ingolstädter Haus (2.119 m), wo wir gegen Mittag, und kurz vor dem Dauerregen, ankamen.
Der Rest der Gruppe war gegen 10 Uhr wieder im Riemannhaus und gönnte sich erst einmal eine wohlverdiente Pause mit Kaspreßknödeln auf Salat und hervorragendem Kaiserschmarrn. Anschließend stießen sie triefend nass gegen 14.30 Uhr im Ingolstädter Haus zu uns. Wir drei waren stolz, dass alle erfolgreich den anspruchsvollen Gipfel gemeistert hatten.
Der Hüttenwirt hatte für uns ein schönes großzügiges 16er-Lager vorgesehen, der Platz war dringend nötig, denn der Trockenraum war mehr als voll.
Nachmittags gab‘s eine Auswahl aus den Spielen „Poison, Nimm sechs und Wizard“.
Das à la carte Essen war fein, jedoch konnte der Kaiserschmarrn nicht ganz mit dem vom Riemann Haus mithalten.
Domi und Ulli checkten am Abend ein weiteres Mal die Wettervorhersage. Gefühlt wurde das Wetter jeden Tag schlechter, was aber nichts an der guten Stimmung in der Gruppe änderte.
Am letzten Tag frühstückten wir gemütlich. Der Slogan auf der Rechnung, Ingolstädter Haus „The good view“ passte nicht recht - die Sicht betrug an diesem Tag maximal 10 Meter und außer Nebel und Regen war nichts zu sehen.
Es half aber nichts, wir mussten los. Gegen 9 Uhr machten wir und auf den Weg über das Hundstodgatterl (2.188 m), dort begrüßten uns die ersten Graupelschauer des Sommers. Domi boosterte uns unterwegs immer wieder mit kleinen Gummibär-Päckchen. Auf dem Weiterweg zur Trischübelalm (verfallen) begegnete uns eine kleine Herde Gämsen, die so gar nicht scheu waren. Am Abzweig ins Tal hätte sich noch die Besteigung der Hirschwiese (2.144 m) angeboten, angesichts des Wetters hatte jedoch niemand große Ambitionen, sodass wir gleich über die Sigeretplatte Richtung Tal abstiegen. Unterwegs ergab sich so manches Mal ein Blick auf die in Wolken gehüllte Watzmanngruppe. Gegen 11.30 Uhr beruhigte sich das Wetter und es wurde langsam wärmer. Am Obersee gelang es noch, ein Foto mit der ganzen Gruppe zu machen (350 hm / Abstieg 1.760 hm / 6 Std.).
Während der öffentlichen Rückfahrt war es gar nicht so leicht, noch etwas Proviant zu besorgen. In Freilassung am Bahnhof gab es Gott sei Dank einen kleinen Dönerladen. Im Zug haben wir noch ein letztes Mal „Poison“ gespielt. Jan, der immer genau wusste, welche Karten schon gelegt worden waren, war nicht zu schlagen.
Trotz Schiff, Bus und Zug kamen wir mit nur 30 Minuten Verspätung in München an. Schön war’s: Das durchwachsene Wetter war Nebensache, denn der Weg war das Ziel. Gerne wieder!
Jutta Seyfried